Stephanie Kirchner macht sich Gedanken über Kindheit in der Ukraine
Jeden Monat schreiben Projektträger zu einem bestimmten Stichwort. Im Mai macht sich Stephanie Kirchner von Ärzte der Welt Gedanken über Kindheit in der Ukraine.
Über zwei Jahre leben die Menschen in der Ukraine nun schon mit dem Schrecken und den Strapazen des Krieges. Kinder leiden besonders unter dem permanenten Stress und der Ungewissheit. Gemeinsam mit der lokalen Organisation Nasha Dopomoga (Unsere Hilfe) bietet Ärzte der Welt ihnen und ihren Eltern in der Oblast Donezk psychologische Versorgung durch mobile Teams an. Anbei zwei Beispiele wie wir mit Unterstützung von Sternstunden helfen konnten.
Der 8-jährige Maksym musste aus dem schwer umkämpfen Bachmut fliehen. Daraufhin entwickelte das Kind psychische Probleme. Maksym konnte sich schlecht konzentrieren, zog sich emotional zurück und brach plötzlich in Tränen aus. Seine Lieblingsbeschäftigungen interessierten ihn nicht mehr, er hatte keinen Appetit und schlief schlecht.
Die Psychologin Halyna Tatarenko hat Sitzungen mit Maksyms Mutter und Großmutter durchgeführt und sie dabei unterstützt, seine Gefühle, Bedürfnisse und sein Verhalten besser zu verstehen. Und sie hat ihnen Empfehlungen gegeben, wie sie damit umgehen können.
Die Mutter begann, ihn häufiger zu umarmen, ihm Gute-Nacht-Geschichten vorzulesen und mehr Zeit mit ihm zu verbringen. So vermittelte sie Maksym ein Gefühl der Sicherheit. Seine Klassenlehrerin wurde ebenfalls mit einbezogen und unterstützte ihn in jeder erdenklichen Weise.
Maksyms Mutter berichtete, dass das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen des Kindes stiegen. Es fiel ihm leichter, mit Gleichaltrigen zu kommunizieren, sein Schlaf und sein Appetit verbesserten sich, und er begann, sich wieder für das Lernen zu interessieren. Auch fand er wieder die Kraft und Motivation, seinen Lieblingssport Ringen auszuüben.
Die 14-jährige Olya litt unter Angst und Depressionen, nachdem sie eine geliebte Person verloren hatte. Sie zog sich immer mehr in sich selbst zurück. Die Schule, der Geigenunterricht, der ihr früher so viel Spaß gemacht hatte, und ihre Freunde wurden ihr gleichgültig. Sie hatte plötzliche Stimmungsschwankungen, war aggressiv und hatte Wutausbrüche. Dazu kamen Schlafprobleme und Essstörungen.
Um die psychische Gesundheit von Olya zu fördern, hat die Psychologin Hanna Kharchenko zunächst mit ihren Eltern zusammengearbeitet. Gemeinsam mit ihnen erarbeitete sie Empfehlungen und gab Ratschläge. Daneben setzte sie andere Therapiemethoden wie Gruppentherapie und Kunsttherapie ein. Auch ein Pädagoge und ein Kinderarzt wurde mit einbezogen.
Olyas Mutter berichtete, dass sich die Kommunikation innerhalb der Familie verbessert habe. Die Eltern hätten mehr Verständnis mit ihrem Kind und seien ruhiger und geduldiger geworden. Sie alle könnten negative Emotionen und Stress nun besser bewältigen. Sie freut sich, dass Olya durch Kunst- und Gruppentherapie und andere Methoden gelernt hat, ihre Gefühle auszudrücken und offener zu kommunizieren. Sie sei nun ausgeglichener und ihre Gesundheit habe sich verbessert. Besonders stolz war Olyas Mutter, dass ihre Tochter ihre Leidenschaft für die Musik wiedergefunden habe und ihre Ausbildung zur Musiklehrerin fortsetzen will.
Meldung erstellt am: 02. Mai 2024