Cathrin Schauer-Kelpin macht sich Gedanken über sexuelle Ausbeutung und Gewalt gegen Kinder

Jeden Monat schreiben Projektträger zu einem bestimmten Stichwort. Im September macht sich Cathrin Schauer-Kelpin von KARO e.V. Gedanken über sexuelle Ausbeutung und Gewalt gegen Kinder.

Titelbild des Buches „Kinder auf dem Strich- Bericht von der deutsch-tschechischen Grenze“ von Cathrin Schauer; Hrsg. UNICEF und ECPAT Deutschland; 2003 Horlemann Verlag (© Foto: Sabine Sauer)

Sexuelle Ausbeutung und Gewalt gegen Kinder sind Menschenrechtsverletzungen, die weltweit existieren. Schon seit Beginn unserer Arbeit vor fast 30 Jahren sind wir mit der Problematik der kommerziellen sexuellen Ausbeutung von Kindern durch überwiegend deutsche reisende Sexualstraftäter, dem Handel mit Kindern und auch Ausbeutung von Kindern zu pornografischen Darbietungen konfrontiert.

Kinder, die sexualisierte Gewalt erleben, machen schwerwiegende traumatische Erfahrungen, die ihr Selbstwertgefühl, ihre Beziehungen und ihre psychische und physische Gesundheit lebenslang beeinträchtigen. Auch können sie diese grausamen Erlebnisse nach unserer Erfahrung langfristig anfälliger machen für Ausbeutung in der Prostitution. Ein Teufelskreis…

Präventionsveranstaltung mit Kindern einer Grundschule in Cheb (© Foto: KARO e.V.)

Unsere spezifischen, zielgruppenorientierten Angebote in sozialen Brennpunkten der deutsch-tschechischen Grenzregion sind entwickelt worden, um für von Gewalt, Prostitution und sexueller Ausbeutung betroffenen und gefährdeten Frauen und Kindern Schutz- und Entwicklungsräume, präsente Bezugspersonen und langfristige Hilfsangebote zur Verfügung zu stellen. Äußere Schutzräume wie unsere Anlaufstelle - insbesondere aber konstante, empathische und kompetente Bezugspersonen - bewirken das Herstellen von innerer und äußerer Sicherheit.

Die von uns betreuten Kinder leben fast immer in Armut und leiden unter der mangelnden Teilhabe an gesellschaftlichen Gefügen besonders. Infolgedessen sind diese einem gesteigerten Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt und/ oder sexueller Ausbeutung zu werden. Ein Großteil der Kinder, die zu uns kommen, haben bereits diese Erfahrungen machen müssen. Nicht selten sind sie für ihre Geschwister verantwortlich und müssen das „Einkommen“ der Familien mittels Betteln oder über die sexuelle Ausbeutung sicherstellen.

Eindrücke aus den Lebensverhältnissen der Kinder in unserem Arbeitsbereich (© Foto: KARO e.V.)

Unser wichtigstes Ziel ist es, den Kindern Präventions-, Schutz- und Hilfsmaßnahmen im Kontext sexualisierter Gewalt anzubieten. Gleichzeitig sollen ihre Stärken, Ressourcen und Vorlieben sowie ihre Fähigkeiten zur Selbstregulation mittels kreativ- meditativer Angebote gefördert werden. Feste Bezugspersonen sollen ihnen die Erfahrung von Wertschätzung, Vertrauen und sicherem Bindungsverhalten vermitteln.

Wichtig ist jedoch hierbei auch für uns die Arbeit mit den Familien, in welchen die Kinder aufwachsen. Durch die aufsuchende Arbeit in den Lebenswelten dieser Familien haben wir die Möglichkeit, frühzeitig potenzielle Probleme zu erkennen, Unterstützung anzubieten und langfristige Vertrauensbeziehungen aufzubauen, um so ganzheitlich eine positive Veränderung der Situation unserer Kinder zu erreichen und deren Probleme schon an der Wurzel zu bekämpfen.

Sexualpädagogischer Workshop in Kindern in der Anlaufstelle „Vsudybyl“ (© Foto: KARO e.V.)

Die prekären, von Armut und Ausgrenzung geprägten Lebensverhältnisse sind ein Nährboden für sexuellen Missbrauch und Prostitution - diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Denn sexuelle Ausbeutung und Gewalt an Kindern und Jugendlichen kann und muss für eine Gesellschaft einfach unerträglich sein!

Cathrin Schauer-Kelpin ist geschäftsführender Vorstand des KARO e.V.  (© Foto: Stefan Baumgarth )

Meldung erstellt am: 16. September 2024