Felicitas Hanne macht sich Gedanken zum Thema "Zuhause"

Jeden Monat schreiben Projektträger zu einem bestimmten Stichwort. Im Juni macht sich Felicitas Hanne, Geschäftsführerin vom Kinderhaus AtemReich, Gedanken zum Thema "Zuhause".  

AtemReich
Noah liebt es zu trommeln (© Foto: AtemReich gGmbH)

Was geschieht, wenn Sie das Wort ZUHAUSE lesen oder hören? Geht es Ihnen so wie mir? Für mich ist dieses Wort mit Bildern, Erfahrungen und Erinnerungen, Erwartungen, mit einem wohligen Gefühl verbunden. Zuhause ist weit mehr als ein Ort. Zuhause beinhaltet Aspekte wie Zugehörigkeit, Sicherheit, Gemeinschaft, Geborgenheit, Angenommen sein.

In einer Welt, in der Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden oder aufgrund ihres Andersseins oder ihrer Beeinträchtigungen Ausgrenzung, Verfolgung und Stigmatisierung erfahren, ist das Zuhause als ein Ort an dem wir akzeptiert, respektiert und geliebt werden – so wie wir sind – wichtiger als jemals zuvor.

Für 18 beatmete Kinder ist das Kinderhaus AtemReich mehr als ein Ort an dem sie gepflegt und gefördert werden. Es ist für diese besonderen Kinder ein Zuhause, in dem ihre Beeinträchtigungen, ihre Lebensdauer, ihre Herkunft, ihre Abhängigkeiten von medizinischen Geräten wahrgenommen und angenommen werden. Es ist ein Zuhause in dem Sicherheit und Verlässlichkeit, das Wohlbefinden der Kinder und Leben in seiner ganzen Fülle im Mittelpunkt stehen.

Als Noah im Sommer 2016 ins AtemReich kam, war er vier Monate alt und er hatte schon eine Odyssee hinter sich: Drei Kliniken, mehrere Operationen, zwei Reanimationen, er hatte sein Leben bis zu diesem Zeitpunkt nur auf Intensivstationen verbracht. Eine Betreuung oder ein Leben bei seinen Eltern war aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Noah konnte die Erfahrung der Geborgenheit in den Armen seiner Eltern in seinem bisherigen Leben nur sehr begrenzt machen.

Noah braucht zum Leben Beatmungsgeräte, Monitore, Absauggeräte, Luftbefeuchter, Geräte die ihm helfen Sekret abzuhusten, eine Pumpe, um ihn zu ernähren, Injektomaten, um Medikamente verabreichen zu können… aber Noah braucht zum Leben so viel mehr! Noah braucht Menschen, die alle Potentiale, die in diesem kleinen Menschen stecken, entdecken und fördern. Noah braucht Spielkameraden, er braucht Begleiter die ihm helfen zu kommunizieren, er braucht Menschen die ihn annehmen und lieben so wie er ist.

Noah braucht ein Zuhause, in dem er Kind sein kann, in dem er die Welt mit allem was sie so wunderbar und großartig macht, erleben und erforschen kann. Noah braucht einen Ort an dem er respektiert wird und sich aufgehoben und geliebt fühlen kann.

Heute ist Noah sechs Jahre alt. Er genießt es, in unserem Garten unter einem Sonnenschirm zu liegen. Er mag Musik und vor Allem Trommeln, es fasziniert ihn, Autos zu beobachten, er hat Freunde und kann zeigen wen er mag (und wen er nicht mag). Noah ist in seinem Zuhause angenommen, geliebt, geborgen und sicher und er ist bei sich selbst angekommen.

Diese Erfahrung von ZUHAUSE als einem Ort des Angenommenseins, der Zugehörigkeit und Akzeptanz so wie wir sind, einen Ort an dem wir tief und frei durchatmen können, gehört zu den wichtigsten und prägendsten Erfahrungen unseres Lebens.

Um ein Zuhause für die Kinder im AtemReich sein können, brauchen wir Menschen und Organisationen, die uns unterstützen, die solidarisch an unserer Seite – an der Seite der Kinder stehen. Sternstunden begleitet uns über viele Jahre, meistert mit uns gemeinsam Herausforderungen, hilft uns einen Ort der Geborgenheit und Sicherheit - ein ZUHAUSE für ganz besondere Kinder zu schaffen.

Felicitas Hanne
Felicitas Hanne (© Foto: Felicitas Hanne)

Meldung erstellt am: 15. Juni 2022