Renovierung von Wohnküche und Spielzimmer (Erich Kästner Kinderdorf)

Die Dunkelziffer ist hoch, doch von Anfang an möchte Sternstunden dabei helfen, dass traumatisierte Kinder, die körperliche und seelische Misshandlungen erfahren haben, eine neue, sichere Heimat finden, wo sie ihre leidvolle Vergangenheit verarbeiten, sich entwickeln und auf ein selbstständiges Leben vorbereiten können.

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungBrot und Bücher e.V.

Maria-Lerch-Weg 5
96049 Bamberg

Aktionsjahr2006
OrtOberschwarzach
Fördersumme35.000,00 €

Wenn es daheim nicht am Schönsten ist... - heute gibt es in Deutschland keine klassischen Waisenhäuser mehr. Kinder ohne Eltern werden, wenn irgend möglich, in Pflegefamilien untergebracht. In den neuen Kinderheimen leben daher Jungen und Mädchen, die zwar durchaus Eltern oder zumindest Mutter oder Vater haben, die aber ihrem Erziehungsauftrag nicht gerecht werden. Sozialwaisen nennt man diese Kinder und Jugendlichen heute. Eines der Heime, das sich dieser besonderen Kinder annimmt und das nachhaltig von Sternstunden unterstützt wird, liegt in Oberschwarzach in der Nähe von Bamberg. Das Erich Kästner Kinderdorf verfügt über sechs Kinderfamilienhäuser in denen insgesamt 45 Kinder und Jugendlichen leben. In den einzelnen Wohngruppen finden die traumatisierten Kinder ein neues Zuhause. Hier bekommen sie, was sie bei ihren eigenen Familien entbehren mussten: Liebevolle Zuwendung, Akzeptanz, Verlässlichkeit, klare Strukturen und einen geschützten Rahmen. Eingebunden in eine intakte Natur lernen sie, begleitet von Therapeuten und Pädagogen, langsam ihren eigenen Weg zu finden.

Die Kinder, die im Erich Kästner Kinderdorf leben, entwickelten Verhaltensmuster, die in einem "normalen" Umfeld zur Ausgrenzung führen. In der Schule gelten sie zum Beispiel oft als Störenfriede oder als Klassenclowns. Dementsprechend fällt es schwer, zum richtigen Zeitpunkt die geforderten schulischen Leistungen zu erbringen. Daher half Sternstunden bereits 2001 bei der Einrichtung eines neuartigen Schulkonzeptes. Statt in anonymen Klassenräumen wird in den gemütlichen Zimmern eines alten Bauernhauses unterrichtet, das zu diesem Zweck umgebaut wurde. Statt in Riesenklassen erfolgt die Wissensvermittlung in Kleinstgruppen. Die Lehrer sind therapeutisch geschult und gehen auf die speziellen Lernbedürfnisse der Kinder ein. So wird jedes Kind individuell gefördert, bis es gefestigt genug ist, um in eine Regelschule eingegliedert werden zu können. Zusätzlich zu den Schulräumen konnten Zimmer für die Jugendlichen ausgebaut werden. Denn da diese bis zum Ende einer Ausbildung im Kinderdorf bleiben, ist es notwendig, den jungen Erwachsenen eigene Wohnmöglichkeiten zu bieten. So können sie erste Schritte in die Selbstständigkeit wagen, ohne den Schutz des Kinderdorfes aufgeben zu müssen.

Um Jugendliche zu unterstützen, die Schwierigkeiten beim Einstieg in das Berufsleben haben, hilft Sternstunden 2006 auch bei der Einrichtung eines Gewächshauses. Hier lernen die Jungen und Mädchen, angeleitet und betreut von Fachkräften, wie aus Schösslingen biologisch angebaute Pflanzen und Früchte werden. Diese decken sowohl den Eigenbedarf aber werden auch an Restaurants und Hotels verkauft. Planung, Buchhaltung und Vermarktung von Radieschen oder Bohnen wollen ebenfalls gelernt sein und runden das Lernspektrum ab. Durch das individuelle Arbeitstraining erhöht sich die Chance, einen guten Platz in der Gesellschaft zu finden und einen Einstieg in die freie Marktwirtschaft zu erhalten. Hilfeleistungen seitens sozialer Einrichtungen müssen sich an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientieren und bei der Lösung von Problemen mitwachsen. Im Falle des Erich Kästner Kinderdorfes haben engagierte Pädagogen dafür gesorgt, dass mit dem neuartigen Schulprojekt traumatisierte Kinder einen guten Start ins Leben bekommen. Die Entwicklung von Lern- und Lebensraum am Beispiel des Sternstunden-Gewächshauses im Kinderdorf ist ein weiterer Schritt in dieselbe Richtung. Jedenfalls hat der erste Lehrling seine Prüfung bereits erfolgreich bestanden!