Bayerisches Kinderschmerzzentrum

An die Zeit, in der sie keine Schmerzen hatte, kann Hanna sich schon gar nicht mehr erinnern. Für die 14-Jährige ist das Ziehen im Kopf immer da. Bereits in der Grundschule hatte die Migräne angefangen. Erst ganz selten, dann immer stärker und häufiger. Jetzt vergeht kaum ein Tag ohne „Gewitter im Kopf“. 

Projekt Steckbrief

ProjektdurchführungKlinikum Augusburg - Klinik für Kinder und Jugendliche

Stenglinstr. 2
86156 Augsburg

Aktionsjahr2014
OrtSchwaben, Augsburg
Fördersumme154.215,89 €
Gezielte Therapien helfen, das Schmerzmuster aufzubrechen. (© Foto: Bayerisches Kinderschmerzzentrum/Klinikum Augsburg)

„Chronische Schmerzstörung“ nennen es die Ärzte, wenn die Qualen so überhandnehmen, dass das ganze Leben davon beeinträchtigt ist. Etwa 5000 bis 6000 Kinder in Bayern sind von dieser Erkrankung betroffen. Dabei löst sich der Vorgang des Schmerzempfindens von der eigentlichen Ursache ab. Schmerz funktioniert dann nicht mehr als Warnhinweis in einer akuten Situation, sondern verselbstständigt sich. Die Kinder leiden an Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Muskel- und Gelenkschmerzen. Im besten Fall nur an einzelnen Tagen, im schlimmsten Fall legt sich der Schmerz täglich über ihr Leben. In zunehmendem Maße gerät dann der Alltag der jungen Patienten ins Abseits. Vor Schmerzen können sie oft nicht in die Schule gehen. Bei Verwandten, Freunden und Ärzten treffen sie häufig auf Unverständnis, denn es liegt vermeintlich keine Ursache für die Schmerzen vor. Zum Frust über die Krankheit gesellen sich Zukunftsängste. Freundschaften und Hobbys leiden unter der immer geringer werdenden Motivation, sich zu bewegen, hinauszugehen oder Gleichaltrige zu treffen.

Beratungsgespräch in der Schmerzklinik für Kinder und Jugendliche. (© Foto: Bayerisches Kinderschmerzzentrum/Klinikum Augsburg)

Wenn die Jugendlichen in der Kinderklinik Augsburg vorstellig werden, haben sie in der Regel einen jahrelangen Leidensweg hinter sich. Oft nehmen sie starke Medikamente, um den Tag irgendwie zu schaffen. Hier im Schmerzzentrum packt man das Problem an der Wurzel: mit einer sogenannten multimodalen Schmerztherapie. Dazu werden die Minderjährigen für einen Zeitraum von drei bis vier Wochen stationär aufgenommen und lernen, mit ihrer Erkrankung umzugehen, beispielsweise durch Entspannungstechniken das Kopfweh zu lindern. Chronische Schmerzen haben nie nur biologische Ursachen. Auch psychische und soziale Faktoren spielen eine große Rolle. Deshalb arbeiten Ärzte, Psychotherapeuten, Ergo- und Physiotherapeuten eng zusammen, um den Patienten die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Medikamente sind danach in der Regel nicht mehr erforderlich.

Auch kreative Maßnahmen wie Musik-, Kunst- und Bewegungstherapie werden genutzt.  (© Foto: Bayerisches Kinderschmerzzentrum/Klinikum Augsburg)

Zusätzlich hat das Schmerzzentrum den sogenannten „Schmerzlotsen“ installiert. Dieser stellt Kontakte zu Fachleuten her und vernetzt die Bezugspunkte der Kinder miteinander. Die Kommunikation zwischen Eltern, Klinik, Schule, Ärzten und Jugendamt wird so optimiert. Das Team kümmert sich auch um Patienten, die eine Nachsorge brauchen. In Zusammenarbeit mit dem Bunten Kreis werden etablierte Fachleute für die anschließende Betreuung zu Hause vermittelt, falls diese dann noch nötig ist.

Sternstunden unterstützt das Bayerische Kinderschmerzzentrum, das seit dem 2. November 2015 vorerst vier Patienten parallel helfen kann, den Schmerz in den Griff zu bekommen. Später wird die Station für insgesamt zehn Mädchen und Jungen gleichzeitig zur Verfügung stehen. 

© Foto: Bayerisches Kinderschmerzzentrum/Klinikum Augsburg