Projekt zur Beendigung der weiblichen Genitalverstümmelung in Tansania

Jetzt, im Dezember, beginnt in Tansania wieder die cutting season. Dann werden unzählige Mädchen in den Dörfern regelrecht zusammengetrieben und – auch gegen ihren Willen – beschnitten. Diese Zeremonie hat bei den Völkern einen hohen Stellenwert. Wer sich der Tradition verweigert, wird ausgegrenzt. Ein Mädchen, das nicht beschnitten ist, wird gemieden. Keine Heirat – kein Brautpreis.

Projekt Steckbrief

Projektdurchführungmissio - Internationales Katholisches Missionswerk

Pettenkoferstr. 26-28
80336 München

Aktionsjahr2015
OrtTansania, Musoma
Fördersumme166.842,70 €
© Foto: Jörg Böthling / missio

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation werden jährlich bis zu drei Millionen Mädchen weltweit einer „Female genital Mutilation“ (FGM) unterzogen. Insgesamt sind bis zu 140 Millionen Frauen und Mädchen betroffen. In Tansania ist die Beschneidung offiziell verboten. Doch niemand hält sich an die Gesetze. Zu tief ist diese Praxis als Initiationsritus in Tradition und Kultur verwurzelt. Übersinnliche, die Gemeinde beschützende Kräfte werden dem vergossenen Blut zugesprochen.

Auch in der Region Mara wird FGM praktiziert. Deshalb wurde unter der Leitung von Bischof Msonganzila ein umfassendes Projekt entwickelt, in dessen Mittelpunkt eine weitreichende Aufklärungskampagne steht, inklusive der Errichtung von Beratungszentren. In so genannten „Rescue Camps“ können die Mädchen während der cutting season Schutz suchen. Außerdem gibt es eine Schule, in der sie den verpassten Unterricht nachholen können. 

Auf die kleinen Geschwister aufpassen, Feuerholz sammeln, kochen – häufig werden Mädchen in den ländlichen Gegenden so in den Haushalt eingespannt, dass sie dem Unterricht bereits in der Grundschule fern bleiben müssen. Bleiben die Mädchen danach unverheiratet, weil sie nicht beschnitten und damit in den Augen der anderen stigmatisiert sind, haben sie aufgrund der fehlenden Schulbildung kaum Chancen, eine weiterführende Schule zu besuchen. Deshalb baut die Diözese Musoma nun ein Förderschulinternat, in die bis 90 Mädchen ein Jahr lang Nachhilfe und Förderunterricht erhalten. Diese Schule ist speziell für Mädchen, die eines der Rescue Camps aufgesucht haben.